Hüten wie meinen Augapfel
Das Auge ist das schönste, empfindsamste und empfindlichste
Organ des menschlichen Körpers. Instinktiv schützen wir es
vor schädlichen Einflüssen. Es wird zur großen Not, wenn
das Auge bei einem Unfall verletzt wird oder wenn es seine
Sehkraft verliert!
In dem Buch des Propheten Sacharja lässt Gott seinen Propheten
in seinem Namen zu dem Volk Israel sagen: „Wer euch antastet,
der tastet meinen Augapfel an.“ (2,12) Was ist das für ein Gott,
der so persönlich und so achtsam mit Menschen umgeht, die er
für sich erwählt hat und die er liebt! Bis heute hat der Gott der
Bibel und der Vater Jesu Christi diese seine Zusage für das jüdische
Volk nicht zurück genommen. Wie muss sich das jüdische Volk
in diesen Wochen und Monaten dieser eindringlichen Zusage
entsprechend verhalten? Und wie müssen sich die Völker der
Erde verhalten, so dass sie diese Verheißung Gottes nicht
missachten?
Sicher trauern wir in diesen Tagen nicht nur mit den israelischen
Familien, deren Söhne gefangen genommen, gelyncht und getötet
wurden, sondern auch mit den palästinensischen Familien, deren
Söhne und Kinder israelische Soldaten erschossen haben.
Und sicher wünschen wir nicht nur dem jüdischen Volk ein unange-
fochtenes Wohnrecht in dem Land seiner Väter und Frieden mit
seinen Nachbarn, sondern auch dem Volk der Palästinenser, das
hier seit Generationen seine Heimat hat.
Schließlich hat nach der Heiligen Schrift jedes Volk seinen Platz
in der Verheißungsgeschichte Gottes. Im Buch der Offenbarung,
Kapitel 21,16 heißt es von der vollendeten Welt Gottes – und
auch das ist eine wunderschöne Zusage – : „Und man wird die
Pracht und die Herrlichkeit der Völker in sie bringen.“ Das gilt
auch für das palästinensische und das jordanische, das libanesische
und das syrische Volk.
Gott liebt durch die Grausamkeiten und Verirrungen der
Geschichte hindurch die Welt mit allen ihren Völkern. Die vollen-
dete Welt wird sehr vielfältig und farbenfroh sein. Gewalttätiger
Hochmut und tiefsitzende Verbitterung werden dann überwunden
sein. Wir Menschen haben so viel Mühe im Ringen um ein
gerechtes und friedliches Miteinander. Aber Gott wird zu seiner
Zeit seine Gerechtigkeit und seinen Frieden durchsetzen. Wir werden
daran teilhaben, wenn wir ihn in seiner weit gespannten Liebe zu allen
Völkern der Erde achten. Wir haben ihn aber auch in seiner besonderen
Liebe zu seinem Volk Israel ernst zu nehmen. Ihm schenkt er beson-
dere Aufmerksamkeit. Wie einen sensiblen Augapfel will er es schützen.
So hat er es seinem Volk zugesagt.
Hartmut Frische,