Von Friedrich dem Großen wird berichtet, dass er unter seinen Generälen besonders den alten Husarengeneral von Ziethen schätzte. Er lud ihn oft ein und sah ihn gern bei sich zu Tisch. Er saß dann gewöhnlich an der Seite des Königs.
Einmal wurde von Zoethen am Karfreitag zur Tafel des Königs geladen. Der alte General ließ sich bei dem König entschuldigen, weil er an diesem Tag zum Heiligen Abendmahl ging. Nicht lange danach ließ ihn der König wieder einladen. Während der Tafel fragte er den General plötzlich: „Nun Ziethen, wie ist ihm das Abendmahl am Karfreitag bekommen? Hat er den Leib und das Blut Christi auch ordentlich verdaut?“ Alles lachte.
Ziethen stand auf, trat vor den König, machte eine Verbeugung und sprach mit fester Stimme: „Eure königliche Majestät wissen, dass ich im Krieg keine Gefahr gescheut habe. Wo es drauf ankam, wagte ich mein Leben für König und Vaterland. Solch ein Herz habe ich heute noch. Wenn’s nütze ist und mein König befiehlt, so lege ich mein graues Haupt zu seinen Füßen. Aber es gibt einen über uns. Der ist mehr als Eure Königliche Majestät, mehr als alle Menschen. Das ist der Heiland der Welt. Diesen Heiligen lasse ich nicht antasten und verhöhnen, denn auf ihm beruht mein Glaube, mein Trost und meine Hoffnung im Leben und im Sterben. Untergraben Eure Majestät diesen Glauben, dann untergraben Sie das wahre Wohl des Vaterlandes. Das ist gewiss. Halten zu Gnaden.
Die ganze Gesellschaft war bestürzt und erwartete die Reaktion des Königs. Der war sichtlich ergriffen von dem Bekenntnis des Generals. Während Ziethen noch vor ihm stand, stand auch der König auf. Er reichte ihm die Hand, legte die linke Hand auf seine Schulter und sagte bewegt: „Glücklicher Ziethen! Ich habe allen Respekt vor seinem Glauben. Halt er ihn fest! Es soll nicht wieder vorkommen.“
Es war ganz still im Saal, keiner von den Gästen rührte sich. Der König hob bald die Tafel auf und entließ die Gäste. Ziethen aber reichte er die Hand und sagte: „Komm er mit mir in mein Kabinett.“ Ziethen folgte ihm. Die Tür wurde verschlossen. Kein Mensch hat je erfahren, was dort König und General miteinander gesprochen haben.