Andacht im Schulgottesdienst zu 2. Kor.8,9 (s. Andrea Schneider)
Neulich hörte ich von einer Familie, die ging immer auf den letzten Drücker ihren Weihnachtsbaum einkaufen. Immer wollten alle 5 beim Aussuchen des Weihnachtsbaumes dabei sein, und da ist es immer schwierig, alle zu einem Termin zusammen zu kriegen.
Aber nun war es geschafft. Als sie zusammen zu dem Weihnachtsbaum-Verkaufsplatz kamen, war der schon ziemlich abgeräumt. Der Verkäufer zuckte die Achseln: „Viel ist da nicht mehr. Aber wenn Sie hier bei den Nordmanntannen schauen wollen.“
Die Kinder streiften über den Platz. „Kommt mal her“, riefen sie. Die Eltern folgten ihnen. Sie hatten eine kleine Fichte vor sich hingestellt, drehten sie vorsichtig und warteten, was die Eltern sagen würden.
„Der?“, fragte die Mutter, „der ist doch ganz schief, und die Spitze ist geteilt. Und da ist eine Lücke in den Zweigen.“
„Das Loch kann man wegdrehen, und hier oben ist er schön dicht“, widersprachen die Kinder.
„Ich weiß nicht…“, der Vater zögerte, „wir könnten auch mal weiter schauen.“
„Nein,“ meldete sich die energische Jüngste zu Wort, „guckt mal, der sieht so arm aus. Der muss hier weg. Den kauft sonst keiner mehr.“
Die Eltern gaben sich geschlagen. Und der Verkäufer meinte: „Ich lass` Ihnen den fünf Mark runter.“
Zwei Tage später stand der krüppelige Baum überraschend gerade im Wohnzimmer, und die Kinder behängten ihn mit allem, was die Weihnachtskiste hergab. Sie überlegten genau, wie sie seine schönen Seiten hervorheben konnten. Das Loch in den Zweigen fiel fast gar nicht mehr auf.
Und zum ersten Mal gab es keinen Streit in der Familie darüber, was denn auf die Spitze sollte – der Strohstern oder der Engel. Es gab ja 2 Spitzen am Baum.
Als der geschmückte und erleuchtete Baum am Weihnachtsabend vor ihr stand, dachte die Mutter:
Was kann Liebe doch alles aus einem machen! Warum denken wir immer: Wir müssten ohne Fehler und ohne Macken sein, um von anderen geliebt zu werden. Wenn es um Weihnachten und Gott geht, dann brauchen wir uns mit dem, was schief gelaufen ist, nicht zu verstecken.
Genauso wie der arme, verkrüppelte Tannenbaum im Weihnachtszimmer seinen Platz fand und dort geschmückt wurde und im Kerzenschein leuchtete, genau so können wir mit unseren Nöten und mit dem, was wir falsch gemacht haben zu Jesus, zum Kind in der Krippe und zu einander kommen.
Gott im Himmel ist an Weihnachten ganz anders ran gegangen, als wir Menschen oft denken. Weil er unsere Armut kennt, ist er selbst ganz arm geworden. In einem Weihnachtslied heißt es: „Des ew‘gen Vaters einig Kind, jetzt man in der Krippen findt; in unser armes Fleisch und Blut verkleidet sich das ewig Gut.“