Matth 16,21

Matth 16,21„Es muss!“

Frage ich einen Menschen: „Wie geht es Ihnen?“, dann höre ich öfter: „Es muß!“, und dieses „Es muß!“ klingt dann traurig und bedrückt. Vom Mut zum Leben ist wenig zu spüren. Es hört sich so an, als warte ein Mensch seine verbleibende Lebenszeit noch ab. Was soll es da noch an Überraschungen geben! Am Ende wartet das Grab. Das Leben wird von einem dunklen Schicksal bestimmt. Wenn jemand so sagt: „Es muß!“, dann ist das eine kurze Antwort, aber es schwingt so viel dabei mit.

Nun gibt es ein ganz anderes „Es muß!“ Mitten im Matthäusevangelium heißt es: „Seit der Zeit fing Jesus Christus an und zeigte seinen Jüngern, wie er müßte hin nach Jerusalem gehen und viel leiden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und am dritten Tage auferstehen.“ (Matth. 16,21) Jesus sah sein Leiden und Sterben unausweichlich vor sich. Ganz nüchtern nahm er die Folgen seines Auftretens wahr und erkannte die gefährliche Situation. In einer Fülle von Andeutungen, Bildworten und Aussprüchen hat er darüber geredet.

Es gab für sein Leben den großen Plan Gottes, in dem die Pläne des Kaiphas und des Hohen Rates, des Herodes und des Pilatus und auch der Plan des Judas ihren Platz hatten.

Jesus ging wirklich auf ein dunkles Verhängnis zu, aber er wußte, daß er nicht einem dunklen Schicksal ausgeliefert war, sondern daß Gott ihn führte. So sprach Jesus vorweg über sein Leiden und Sterben: Es muß so geschehen! Gott will es! Und er war damit einverstanden.

Jesus ging mit seiner eigenen vollen Zustimmung den Weg ins Leiden und Sterben nach Jerusalem und dann – Gott sei Dank! – der Auferweckung entgegen.

In der Passionszeit wollen wir das ein Stück tiefer zu verstehen versuchen und uns so diesem Jesus erneut anvertrauen. Gott schenke es uns, daß jeder von uns erlebt, wie Gott ihn führt, wie Gott eine innere Notwendigkeit, ein „Es muß!“ in sein Leben gelegt hat. „Du weißt den Weg ja doch, du weißt die Zeit, dein Plan ist fertig schon und liegt bereit,“ heißt es in einem Lied unseres Gesangbuches. (EG 650,2)

 

Hartmut Frische